Anzahl der Beiträge : 41 Anmeldedatum : 31.10.11 Alter : 27 Ort : Niedersachsen
Thema: Plot 1: Eine neue Ära bricht an Sa Nov 19, 2011 3:07 am
Plot 1: Eine neue Ära bricht an
Fest umklammerten die Krallen der Wanderfalkin den dünnen Kiefernast, auf dem sie saß. Ihre Gedanken kreisten um die eine Frage: Werde ich es schaffen? Die Frage, ob sie es schaffen würde, die Feuerschwingen wieder auferstehen zu lassen, war nicht zu beantworten. Vielleicht hatte sie Glück und schaffte es oder vielleicht auch nicht. Wenn nicht, würde sie wohl kaum eine Chance haben, besonders alt zu werden oder überhaupt länger einsam zu überleben. Ja, sie war eine Einzelgängerin, aber ohne mit jemandem zu reden und auch einmal Lob und Anerkennung zu bekommen, würde sie keine lange Zeit leben können. Jeder brauchte mal eine kleine Unterhaltung, selbst sie.
Urplötzlich schnellte Ayukas Blick zu Boden. Da war etwas, eine kleine Bewegung, ein Piepsen. Ihre wachen Augen beobachteten einen nassen Blätterhaufen, der noch vom Herbst über geblieben war und schon ziemlich verrottet war. Es raschelte wieder und die Falkin stürzte hinab. Ihre Krallen schlossen sich um etwas warmes, weiches und blitzschnell biss sie ihrem Opfer das Genick durch. Die Maus zuckte noch einmal in ihren Krallen und erschlaffte dann. Ayuka breitete ihre Flügel schützend über ihrer Beute auf und bohrte ihren Schnabel in den noch immer warmen Körper. Sie riss eine Stück rotes Fleisch aus dem Körper der toten Maus und verspeiste letztendlich die Maus schnell und gierig.
Als nichts mehr von ihr über war, erhob sich Ayuka mit kräftigen Aufwärtsschlägen wieder in die Luft und lies sich von den warmen Frühlingswinden über die Baumwipfel des Waldes zwischen den hohen Sandsteinklippen tragen. Durch ungleichmäßige Winde wackelte sie leicht hin und her, konnte es aber durch einige Flügelschläge wieder leicht ausgleichen. Die Baumwipfel waren in ein frisches Hellgrün getaucht und wehten leicht im Wind. Yuki genoss die Freiheit beim Fliegen. Niemand konnte ihr etwas vorschreiben wenn sie flog und sie konnte ihren Gedanken freien Lauf lassen und musste nicht die ganze zeit auf gefährliche Tiere achten, die auf den Bäumen und dem Boden lauerten. Langsam glitten ihre Gedanken ab und sie erinnerte sich an die schönen Zeiten, die sie bei ihren Eltern verbracht hatte. Wie liebevoll sie sie aufgezogen hatten, wie sie sie immer unterstützt hatten und sie doch allein ließen als alle anderen, die sie kannte ebenfalls gingen. Ganz allein hatte sie sich ein neues Leben suchen müssen, das sie nie wirklich gefunden hatte. Schließlich war sie zurück gekehrt, hatte das Festland hinter sich gelassen und war wieder auf die Insel zurück gekehrt. Die Asche des Heimatbaumes war schon kaum noch zu sehen gewesen und von frischem Gras überwachsen. Doch ihre Heimat in einem der Bäume des Waldes war noch genau wie vorher nur leer und verlassen. Es war sogar noch das ein oder andere Gewölle dort liegen geblieben.
Von einer plötzlichen Windböe erfasst wurde Ayuka viel zu nah an die Felswand geschleudert. Sie kämpfte gegen den Wind an und musste sich mit den Krallen abstoßen um nicht gegen die Wand zu schlagen. Nach ein paar Sekunden des Schocks, lies sie sich hinabsausen und landete auf einer kleinen Tanne auf einem dicken Ast. Sie schüttelte ihre Flügel kurz aus und faltete sie dann an ihren Flanken zusammen. Leise seufzte sie und lies den Kopf hängen. Sie brauchte dringend jemandem zum reden sonst würde sie noch eingehen. Seit Jahren hatte sie niemanden mehr gesehen, geschweige denn mit jemandem gesprochen.
[Die Klippen im Wald | denkt | stürzt sich auf Beute und frisst | fliegt | prallt fast gegen Felswand | landet in einer Tanne]